Vom Smart-Fahrer zum Smart-Fahrer


Die Anlieferung des Smart electric drive

Die Anlieferung des Smart electric drive

Christina und Christoph Stindl waren unsere ADAC-Tester aus Estenfeld. Seit zehn Jahren fährt die Familie einen Smart – natürlich mit Verbrennungsmotor. Daher war der direkte Vergleich möglich, und Familie Stindl schonte den kleinen Elektroflitzer nicht. Was sie mit dem Wagen erlebten, schildern die Stindls hier.

Unser Smart electric drive hatte im Schnitt 80 km täglich zu bewältigen. Dies schaffte er mit Bravour. Die Ladezeiten konnten wir in die Nachtstunden verlegen und waren somit jeden Morgen mit einem voll-„getankten“ Fahrzeug ausgerüstet. Die Handhabung war genauso einfach wie eine Zapfpistolen-Bedienung. Ich hätte mir vielleicht an beiden Seiten des Smarts einen Stromzugang gewünscht, damit das Kabel nicht um das Fahrzeug herum gelegt werden muss.

Die Alltagstauglichkeit eines Smart war für uns damit gegeben. Der räumliche Nutzwert ist uns aus unserer zehnjährigen Smart-Erfahrung ja hinlänglich bekannt und stellt selbst bei Großeinkäufen kein Problem dar. Was mir gleich positiv auffiel: die Ruhe im Fahrzeug. Nur ein leichtes Surren des E-Motors und Abrollgeräusche, sonst nix. Seit ich wieder meinen CDI fahre, weiß ich erst, wie nervend und beeinträchtigend dessen Geräuschkulisse ist.

Die spontane Leistungsabgabe des E-Smarts macht Freude. An so mancher Ampel konnte man wesentlich leistungsstärkere Fahrzeuge abhängen. Bis die sich in Bewegung setzen, ist der Smart schon fünf Meter weit weg. Zum Vergleich: Unser Vorgänger-CDI hatte 45 PS, unser jetziger 54 PS. Auf dem Beschleunigungsstreifen unserer Schnellstraßenauffahrt erreicht das 45-PS-Modell 80 km/h Einfädelgeschwindigkeit, der 54-PS-Smart 100 km/h, und der E-Smart mit 40 PS erstaunliche 93 km/h. Da sieht man, was so ein Elektromotor gegenüber stärkeren Dieselmotoren leistet. Hut ab! Die gefühlte Leistungsentfaltung war sehr dezent. Eigentlich dachten wir, das Ding rührt sich nicht vom Fleck …  falsch, wie ein Blick auf den Tacho zeigte.

Besonders Spaß macht die Technik, da die volle Leistung sofort verfügbar ist. Da legt unser CDI gerne eine – und das meine ich wörtlich – Gedenksekunde ein, der ED kennt solche Schaltpausen aufgrund seiner Technik natürlich nicht. Damit verbunden fiel auch das unter Smartfahrern bekannte Nicken (Bonanza-Effekt) aus.

Das Fahrwerk: Der Smart ED liegt bedeutend satter auf der Straße, vor allem in Kurven ist die seitliche Neigung erheblich geringer. Ich nehme an, dass der Schwerpunkt des Fahrzeuges um einiges tiefer liegt als bei unserem Smart CDI. Aber ganz ohne Kritik wollen wir den Kleinen nicht vom Hof lassen. Durch das geräuschlose Anfahren gibt es Probleme bei der Ausfahrt aus dem Carport. Da der Smart von vorbeilaufenden Passanten nicht gehört wird, konnten wir uns alleine nur zentimeterweise vortasten, bzw. winkte einer von uns beiden den anderen heraus.

Wir setzten das Fahrzeug auch bei Überlandfahrten ein. In einem Fall war ein großes landwirtschaftliches Fahrzeug vor uns mit etwa 50 km/h, direkt dahinter war ein begleitender Pkw. Diese beiden waren für den Smart nicht überholbar, da die Beschleunigungsleistung ab ca. 70 km/h extrem zurückgeht. Die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ist für einen vernünftigen Autobahneinsatz, auch wenn der nur über 25 km geht, eigentlich nicht tragbar. Das Überholen von Lkw dauert da doch zu lange.

Fast vergessen: Beim Laden des Fahrzeugs springt ab und zu ein Lüfter zum Kühlen der Batterien an. Nachdem das Fahrzeug bei uns in einem Carport steht und somit einen prächtigen Resonanzraum hat, haben wir unser halbes Dorf mit einer Lüfterserenade beglückt. Das ist viel zu laut.

Fazit: Wir sind total begeistert von diesem Elektro-Fahrzeug. Wir hätten gerne dem Spediteur beim Abholen unseren CDI auf die Ladefläche gestellt. Anfangs meint man, dass einige Dinge nerven, z. B. das Anfahren wie im Autoscooter oder einer Straßenbahn. Dann merkt man aber, was für ein Gewohnheitstier der Mensch ist.

Hat man sich von diesen Fesseln einmal befreit und den Elektro-Smart sachlich betrachtet, stellt man fest, dass man sich die automobile Zukunft genau so vorstellt: geräuscharm, gleichmäßig, unaufdringlich. Selbst die mangelnde Überholfähigkeit des Smart sieht man positiv: Man bleibt halt hintendran, hat keinen Stress und verliert maximal fünf Minuten. In zwei Jahren steht bei uns wieder ein neuer Smart an, und wenn der ED dann einigermaßen erschwinglich zu finanzieren ist und größere Leistungsreserven hat (z.B. einen Überhol-Booster mit ca. 100 % mehr Leistung für kurze Zeit), dann kaufen wir uns auf alle Fälle einen.

Anregungen: Ich habe mich mit den Smart-ED-Leuten unterhalten, die mir versicherten, dass es die Hausaufgabe von Mercedes ist, die Finanzierung so zu gestalten, dass der Smart auch auf die Straße kommt. Als Beispiel nannten sie mir das iPhone. Nur wenige würden das iPhone für die ca. 1100 Euro im Laden kaufen. Aber durch Verkaufspakete wird ihnen das iPhone aus der Hand gerissen. Also kann man sich auf solche Pakete für Elektroautos freuen. Die 30.000 Euro, die derzeit im Gespräch sind für den ED, könnte der Staat durch eine Mehrwertsteuerbefreiung erheblich subventionieren. Dann wären wir bei 24.000 Euro, die restlichen rund 8000 Euro Unterschied (zum Preis eines CDI) könnten dann durch Eigen-/Fremdwerbung (wie von Stromkonzernen, siehe auch Erdgasunterstützung), gehobenere Ausstattung durch den Hersteller, Kfz-Steuerbefreiung, geschickte Versicherungseinstufung, auch durch einen gewissen Mehrbetrag des Käufers, durchaus finanzierbar werden.

5 Antworten zu “Vom Smart-Fahrer zum Smart-Fahrer

  1. Das war lustig zu lesen. Ich stelle mir gerade vor, wie da zwei Kabel eingebaut sind. Leider weiß ich nicht wie lang das Kabel tasächlich ist, aber es müsste doch auch funktionieren wenn ich vorwärts nicht an die Steckdose komme, dass ich rückwärts ran fahre.

    Das mit der Einschätzung der Geschwindigkeit war bei unserem Sprit Smart auch anfangs ein Problem. Da waren wir voll beladen zu zweit ganz schnell mal über die vorgeschriebene Geschwindigkeit ohne es zu merken.
    Ist gewöhnungssache denke ich. Mit dem Motorgeräusch merkt man es bald, dass amn zu schnell sein könnte. Doch bei einem E- Motor sehe ich da auch etwas schwarz.

    Zum Punkt der ubventionen durch den Staat möchte ich unbedingt etwas antworten.
    Ja, es gibt Staaten, die eine solche Förderung vorsehen oder schon umsetzen. Doch ich stehe auf dem Standpunkt, dass wir nicht nach den Subventionen rufen sollten. Die Wirtschaft hat in vielen Bereichen gezeigt, dass sie uns Verbrauchern sehrwohl gute und im weiteren Verlauf günstigere Angebote in Konplettpaketen machen kann, wenn sie wirklich ein Interesse an einem Verkauf ihres Produktes haben.
    Ich würde es eher begrüßen wenn sich die Energieversorger entschließen könnten heute schon zu sagen, wei sie uns zukünftige E- fahrzeugnutzer unterstützen wollen.
    Da wäre:
    – günstiger Stromanschluss
    – niedrigere Preise
    – Angebote zur Installation von Solarmodulen oder kleinen Windkraftwerken in Verbindung mit dem E- Auto
    – Kopplung des Unterwegsladens mit der Stromabrechnung für den Haushalt zusammen, wenn man bei seinem Versorger „tankt“
    usw.
    Allein das Leasing von Akkus wäre eine enorme Kostenersparnis, wenn man sowieso nach einer Nutzzeit X die Akkus tauschen muss.
    Ich will nicht die bekannten Vorgaben des Staates bei Finanznot unter die Nase gerieben bekommen, weil dieser mein Auto mit finanziert. Je weniger Abhängigkeit, desto zufriedener bin ich.
    Wenn ich z.B. einen Versorger habe, der mir auf meine Fensterbretter Solarmatten anbringt und dafür einen höheren Betrag bei meiner Energierechnung abverlangt bis die Solarmatten mir gehören, hilft das sicherlich. Im Gegenzug speise ich selbst Energie ins netzt und kann diese gegenrechnen lassen.
    Ich würde mir in Zukunft sowieso nur noch Energieversorger suchen, die mir eine Einspeisung meines erzeugten Stromes gestatten. Egal ob ich diese anlage vorher in raten beim versorger gekauft oder schon voll selbst bezahlt habe.
    Da fehlt es aber leider noch an entsprechenden Anbietern mit dem richtigen Knowhow.

  2. Der KAUFPREIS sollte nicht als alleiniges Kriterium gelten – wie beim Hauskauf oder Wohnungsmiete ist die „Zweite-Miete“ also die UNTERHALTSKOSTEN entscheidender – HIER MUSS NOCH EIN UMDENKEN STATTFINDEN !!!

    Denn wuerden die E-Autos genauso ‚wenig‘ wie die Verbrenner kosten –
    aber durch den geringen Verbrauch (und im Vergl. guenstigeren Strom)
    ja nun erheblich weniger ‚Spritkosten‘ verursachen – wird man noch bequemer und faehr dann fuer jeden MIST mit dem Auto (das sollte es ja dann auch nicht sein – noch mehr Staus wegen zuvieler E-Autos die alle
    Samstags um 10 Broetchen holen) ;-).
    Die gesparten Kraftstoffkosten sind sozusagen im Kaufpreis enthalten – klingt komisch (is aber sooo) (billige Bude – schlechte Heizung/Daemmung
    hohe Heizkosten – neues und teures Niedrig-Energie-Haus kaum Heizkosten – dafuer in der Anschaffung halt extrem ….)

    In diesem Sinne – erst denken dann lenken (oder auch mal das Fahrrad (auch elektrisch) nehmen) …

  3. Bei all der Rechnerei sollte man aber nicht vergessen, welche Kosten durch das E-Auto eingespart werden bzw. gar nicht erst auftreten, u.a.

    AU inkl. Plakette
    ggf. Innenstadtmaut
    Öle
    Filter
    Sprit (ach ja!!!)
    div. Reparaturen und Wartung an Teilen, die es im E-Auto gar nicht gibt (Auspuff, Tank, Benzinpumpen, Abgasrückführungsventile usw. usw.)

    Jede Wette, dass da Einiges zusammenkommt, was man vom Kaufpreis abziehen kann.

  4. Der Nissan Leaf hat einen Geräuschgenerator, der bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h ein Geräusch nach vorne abstahlt, das im Innenraum nicht zu hören ist. Bei höheren Geschwindigkeiten reicht das Abrollgeräusch aus, damit Fußgänger das Fahrzeug wahrnehmen können.
    Beim Rückwärtsfahren wird ein anderer Warnton abgestrahlt. So etwas ähnliches sollte für die ED-Entwickler kein großes technisches Problem darstellen.
    Wenn dann noch die Maximalgeschwindigkeit auf etwa 130 km/h angehoben würde, dann dürften keine Wünsche mehr offen sein.

  5. Heute Nacht wurde offensichtlich Elektroautogeschichte geschrieben:
    http://www.cleanthinking.de/dbm-energy-kolibri-lekker-mobil/7189/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+Cleanthinking+%28Cleanthinking.de%29

    Der Firma DBM Energy und dem Stromanbieter Lekker Strom gelang heute Nacht eine Langstreckenfahrt von München nach Berlin.
    Als Fahrzeug diente ein umgebauter Audi A2 bei dem sowohl die 4 Sitzplätze als auch der Kofferraum unverändert zur Verfügung standen.

    Reichweiten von über 200 km könnten also in absehbarer Zeit, auch im Winter mit Heizung und Licht, problemlos möglich sein.

    Ist zu hoffen das die deutschen Hersteller jetzt schleunigst reagieren und diese Technik aufgreifen bevor uns die Asiaten zuvorkommen.

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