Der Ernstfall


Ein Ufo namens Sam auf drei Rädern vorneweg. Rein elektrisch versteht sich.

Es ist der letzte Tag der Challenge Bibendum und die letzten Vorbereitungen laufen gegen sieben Uhr morgens für den Höhepunkt: Die so genannte Eco-Driving-Challenge. Während die ersten Fahrer der Spritsparrallye teilweise verschlafen am Tempelhof ankommen, sich anstellen und ihr Gepäck abgeben, polieren die Helfer der Challenge die weißen Autos auf höchst möglichen Hochglanz. Auch die fränkischen Studenten Johannes Hör und Philipp Stößel wirken, als ob sie nicht so lange geschlafen haben, wie ihnen lieb gewesen wäre. „Ein bisschen länger hätts schon sein dürfen“, sagt Philipp.

Heute kommen alle Fahrer mit ihren Koffern und Taschen. Die meisten Nicht-Berliner fahren nach der Challenge unmittelbar am Abend nach Hause. Nachdem das Gepäck am ehemaligen Check-in abgegeben ist, laufen heute morgen alle wie selbstverständlich zu ihren Rallye-Autos. Mit ein bisschen Phantasie könnte man meinen, sie gehen nach der Gepäckabgabe zu ihrem Flugzeug und heben gleich ab in die Karibik, so entspannt wie sie wirken. Sie schlurfen ganz gemütlich hinunter vor die Hangars. Als ob sie das hier schon immer gemacht hätten. Der Einführungstag gestern hatte also durchaus seinen Sinn. Wüsste man nicht, dass das hier ein Wettbewerb ist, hätte man vielleicht das Gefühl, dass jetzt alle in ihre Autos steigen und zur Arbeit zu fahren.

"Die weiße Schlange": So sehen zehn Citroens plus zehn Audis aus in einer Reihe aus.

Die polierten Autos der Challenge Bibendum stehen in einer Reihe: Erst die zehn Citroen, dann die zehn Audis, dort, wo früher Jumbo-Jets angedockt haben, unter dem Dach des u-förmigen Tempelhofes. Die allerersten vorneweg sind Esther und Sarah Legermann mit der Startnummer 301. „Ein bisschen nervös bin ich schon und es ist mir auch flau“, sagt sie. Noch hatte sie keine Gelegenheit zu frühstücken. Es geht also tatsächlich los. Esther sitzt am Steuer, wie mit ihrer Schwester ausgemacht. Ihre Schwester Sarah wirkt ein wenig nervöser. Aber eigentlich ist das Wort nervös auch für sie nicht zutreffend. Eine Spritsparrallye hat was von einer Oldtimerrallye – nur ohne Oldtimer.

Ein ufo-artiges grünes Gefährt auf drei Rändern namens Sam führt die Spritsparrallye vom ehemaligen Tempelhofer Flughafen hinaus. Heute wird es sich zeigen, wer einen sanften Samt-Gasfuß hat.

Die erste Seite der Roadmap, oder des "Roadbooks", wie es der Veranstalter Michelin nennt.

Schlangenlinienartig führt die Strecke nach draußen, alle dem Ufo Sam hinterher. Zuschauer und Organisatoren beklatschen den Höhepunkt der Woche. Und im gleißenden Morgenlicht wirkt die Kolonne wie eine Riesenschlange, die sich ihren Weg aus dem Tempelhofer Flughafen hinausbahnt. Die Organisatoren des Rennens fahren in ihren dunkleren Fahrzeugen hinterher. Die Spritsparrallye hat pünktlich am Sonntag früh um acht angefangen.

Erste Fahrerin im ersten Fahrzeug Esther Legermann kurz vor Start: Anspannung sieht anders aus.

Nächster Stopp nach drei Checkpoints: Linthe. So wie gestern beim Test auf dem ADAC-Parcours können jetzt alle ihren Bleifuß auspacken. Der einzige Unterschied: Heute zählt die Zeit tatsächlich für die Gesamtwertung.

Es ist der Rundenzeit-Ernstfall.

Text: Hüseyin Ince

Fotos: Markus Altmann

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