Vor allem in Städten sind Diesel-Nutzfahrzeuge ein Problem. Auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 (22.-29.9.) in Hannover zeigen die Hersteller nun erste Alternativen mit E-Antrieb. Doch Lösungen für den Fernverkehr gibt es noch wenige.
Die IAA Nutzfahrzeuge ist die Leitmesse der Branche. Sie befasst sich traditionell unter anderem mit Autopilot-Funktionen, die Unfälle vermeiden und den Abgasausstoß reduzieren sollen. Auch Digitalisierung und Vernetzung spielen thematisch eine große Rolle.
Im Jahr 2016 zeigen die insgesamt 2013 Aussteller aus 52 Ländern insgesamt 332 Premieren – viele davon mit alternativen Antrieben. Die Chefs der großen Lkw-Bauer müssen damit rechnen, dass ihre lauten Dieselmotoren in Städten bald nicht mehr fahren dürfen: Die Branche muss reagieren. Auf der IAA geht es daher auch um Verbrauchseffizienz und lokal abgasfreies Fahren mit Batterieantrieb. Laut übereinstimmender Einschätzung von Experten dürfte von 2020 an die Elektrifizierung im Güterverkehr zumindest im urbanen Umfeld endgültig beginnen.
Daimler zeigt den elektrisch angetriebenen Urban eTruck, einen 26-Tonner für den städtischen Verteilerverkehr. Sein Batteriepaket hat 212 Kilowattstunden Gesamtkapazität, 200 Kilometer weit soll der Wagen damit kommen.
Außerdem stellen die Schwaben eine Weiterentwicklung des kleinen Lkw eCanter vor. Vom kommenden Jahr an soll er in Kleinserie gebaut werden. Sein Elektromotor leistet 185 kW, die Batteriekapazität liegt bei 70 kWh, was genug für mehr als 100 Kilometer ohne Nachladen sein soll. „Die Mehrkosten der Anschaffung sollen sich für den Kunden innerhalb von weniger als drei Jahren amortisierten,“ sagte Marc Llistosella, Präsident & CEO Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation und Leiter Daimler Trucks Asia, laut einer Pressemitteilung.
Volkswagen zeigt bei der diesjährigen Nutzfahrzeug-IAA erstmals eine rein elektrisch angetriebene Version des Kleintransporters Crafter. Der e-Crafter sei eine seriennahe Lösung für emissionsfreien innerstädtischen Lieferverkehr ohne Einschränkung beim Laderaumvolumen, so VW. Er bietet ein Ladevolumen von 11,3 Kubikmetern. Der Laderaum soll fast zwei Meter hoch sein und die Durchlade zwischen den Radkästen fast 1,4 Meter breit. Allerdings kann der E-Transporter nur bis zu 80 km/h schnell fahren. Ein E-Antrieb mit 100 Kilowatt liefert dafür die Leistung. Das maximale Drehmoment soll bei 290 Newtonmetern liegen.

Bus von MAN: Beim Schnellladen nehmen die Busse in fünf bis zehn Minuten genügend Energie für bis zu 20 Kilometer Reichweite auf.
Neuheiten auch bei VW-Tochter MAN: Der Lion’s City Gelenkbus ist vollelektrisch – aber leider bisher nur ein Konzeptfahrzeug. Immerhin verspricht MAN, dass die Serienproduktion eines rein elektrischen Stadtbusses noch vor dem Jahr 2020 starten soll. Scania – ebenfalls eine Tochter von VW – hat einen Hybrid-Lkw im Showroom stehen, außerdem einen für den Überlandverkehr konzipierten Hybrid-Bus.
Noch bis zum bis 29. September zeigen die Hersteller in Hannover ihre Vorstellungen davon, wie der Güterverkehr der Zukunft aussehen könnte. Der Transport solle effizienter und sicherer werden, so die Aussteller vorab in einer Presseinfo. Und das ist vor allem in Städten bitter nötig. Denn laut Umweltbundesamt haben Schiene und Binnenschifffahrt eine weit bessere CO2-Bilanz, produzieren zudem weniger Stickoxide und Feinstaub als der Lastkraftverkehr. Dennoch prognostiziert ein Aktionsplan des Verkehrsministeriums eine deutliche Zunahme der Güterverkehrsleistung bis 2025.
Kommen Diesel-Fahrverbote für die Innenstädte?
Das Umweltministerium hat die blaue Plakette zwar zunächst auf Eis gelegt, trotzdem denken auch deutsche Großstädte über Diesel-Fahrverbote nach. Eine Chance für Elektrofahrzeuge: Im innerstädtischen Lieferverkehr reichen 50 bis 100 Kilometer Reichweite pro Tag völlig aus.
Doch bislang gibt es kaum Lieferwagen mit Elektroantrieb zu kaufen. „Das ist ein klassisches Innovationsdilemma“, sagt Andreas Schumann vom Bundesverband Kurier-Express-Post-Dienste. Die IAA für Nutzfahrzeuge 2016 bietet dafür nun aussichtsreiche Ansätze. Der Fernverkehr jedoch wird wohl auch weiterhin fest in der Hand von Lastern mit Verbrennungsmotoren bleiben.
Mit Material von dpa
Der „Fernverkehr“war noch nie die Zielgruppe.
Und Busse, die induktiv laden, gibt´s schon seit Jahrzehnten erfolgreich:
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/induktives-ladesystem-fuer-e-busse-a-837696.html
Auch in Braunschweig und Berlin gibts sowas schon.
Aber die Industrie will´s halt nicht.