Hochschule unter Strom: Ein E-Fiat im Studenten-Test


Mit Strom in die Zukunft? Der E-Fiat vor der Hochschule

Mit Strom in die Zukunft? Der E-Fiat vor der Hochschule

Studenten der Business Information Technology School (BiTS) in Iserlohn testen seit diesem Semester unter dem Aspekt „Zukunftsmobilität“ elektrische Fahrzeuge. Dabei kooperieren sie mit dem ADAC und den Iserlohner Stadtwerken.

Versteckt unter dem Fiat-Emblem, oberhalb des Kühlergrills, befindet sich die Steckdose. Ein orangenes Kabel führt vom Auto zu einer grün-blauen Säule. So angeschlossen wird der Fiat 500E vor dem Gebäude der Privathochschule BiTS mit Strom versorgt. Äußerlich nur durch Aufkleber von einem normalen Fiat 500 mit Verbrennungsmotor zu unterscheiden, steckt unter der bekannten Schale ein ungewöhnlicher Kern. Der Antrieb erfolgt rein elektrisch – lediglich die Heizung wird über einen sechs Liter fassenden Tank mit Benzin versorgt. Der nötige Strom kommt aus der Elektrozapfsäule des Campus und wird in Lithium-Polymer-Akkus unter dem Kofferraumboden gespeichert.

Der erste leichte Tritt aufs Gaspedal hat es in sich: Der Wagen schießt ruckartig nach vorn, das Gas lässt sich schwer dosieren, was im ersten Moment ungewohnt ist. Hat man sich an das sensible Gaspedal gewöhnt, bringt das Fahren viel Spaß. Die Umstellung zum herkömmlichen Auto ist nicht sonderlich groß und nur noch beim rückwärts Einparken auffällig. Hier ist die Dosierung auch mit etwas Übung noch schwierig. Auf der Straße fährt er sich spritzig und ist einfach in der Handhabung.  Die geringe Höchstgeschwindigkeit von ungefähr 100 Kilometern pro Stunde motiviert jedoch nicht für eine Autobahnfahrt. Die Möglichkeiten sind  beschränkt, so dass sich der Wagen vor allem für den Stadtverkehr eignet. Am Berg vor einer Ampel muss die Handbremse angezogen werden, da das Fahrzeug sonst zurückrollt. Ein stolzer Preis von 61.000 Euro erscheint angesichts dieser ersten Eindrücke nicht gerechtfertigt. Durch seine geringe Größe, findet der Fiat 500 in fast jeder kleinen Parklücke Platz. Das Drehen auf engem Raum ist durch den kleinen Wendekreis auch kein Problem. Der Innenspiegel hilft dem Fahrer aber nicht, die nötige Orientierung zu behalten, da das Sichtfeld nach hinten einfach zu klein ist.

Aufgrund des sonnigen Wetters während unseres Tests, erhitzt sich der Innenraum sehr schnell. Glücklicherweise hat das Auto ein Schiebedach. Bei genauerer Betrachtung werden wir jedoch enttäuscht: Die Glasscheibe über den Vordersitzen lässt sich nicht öffnen, aber immerhin durch einen Sonnenschutz verdecken. Stattdessen soll die Lüftung Abkühlung verschaffen. Einige Minuten später wird klar: Die Lüftung ist zu schwach, um den Innenraum zu kühlen. Mit der Zeit riecht sie zudem auch etwas unangenehm. Eine Klimaanlage gibt es nicht. Wir fahren also mit offenen Fenstern, um wenigstens etwas kühle Luft zu bekommen. Die elektrischen Fensterheber sind dabei nur ein schwacher Trost. Auf gute Unterhaltung muss man ohne Beifahrer wohl auch verzichten. Der Empfang des integrierten Radios ist so schlecht, dass die gespielten Songs nicht zu erkennen sind. Eindeutig wurde hier an der Ausstattung gespart, zu Gunsten eines umweltfreundlichen Antriebs.

Der Fiat500E vermittelt dem Fahrer das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Durch den Elektroantrieb schützt man schließlich die Umwelt. Das ist zwar richtig, aber nur die halbe Wahrheit: Bei der Produktion des Fahrzeugs werden schließlich auch fossile Brennstoffe verwendet, die die Umwelt belasten. Der Strom aus der Steckdose kommt nur zum Teil aus ökologischer Herstellung. Wenn man weiß, dass die Heizung des Fiat500E durch einen Benzintank betrieben wird, ist die Energiebilanz leider nicht ganz so rein, wie es auf den ersten Blick scheint.

Der Innenraum ist nicht besonders groß. Nach einiger Zeit hinter dem Steuer möchte man sich die Beine vertreten. Als es nach kurzer Pause weitergeht und wir die Türen schließen, wackelt das ganze Fahrzeug. Insgesamt ist die Verarbeitung nicht überzeugend und vermittelt während der Fahrt ein Gefühl der Unsicherheit. Obwohl der Wagen vor kurzem aufgeladen wurde, zeigt die Armatur plötzlich leere Akkus und eine Airbag-Warnleuchte an. In diesem Moment möchte man sich nicht vorstellen, was bei einem Unfall ohne Airbags alles passieren könnte.

Zurück an der Strom-Zapfsäule, schließen wir den kleinen Fiat wieder an. Hierzu muss die Säule mit einem Infrarotsender am Schlüsselbund eingeschaltet werden. Das funktioniert bei Sonneneinstrahlung allerdings schlecht. Auch nach mehrmaligem Versuchen kommt es zu keiner Reaktion. Es sind Probleme wie diese, die eine Fahrt bereits beenden können, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Als Fazit lässt sich sagen, dass der 500E Potenzial hat – aufgrund der geringen Reichweite, der niedrigen Höchstgeschwindigkeit und der mangelnden Alltagstauglichkeit ein herkömmliches Auto jedoch nicht ersetzen kann.

Text: Daniel Hohmeyer und Lars Lippenmeier

2 Antworten zu “Hochschule unter Strom: Ein E-Fiat im Studenten-Test

  1. Ich freue mich über die realistische bewertungen. Der Preis für dieses Fahrzeug ist zur Zeit zwar sehr hoch, aber es tut sich was. Auf jeden Fall bin ich jetzt was E-Autos betrift etwas schlauer geworden. (Heizung, Klimaanlage). Aber… Wenn ich so nachdenke… haben die ersten Autos noch wiel wenniger erfüllt. Es wird bestimmt besser.

  2. Ein Artikel, der schon genauer auf die Mängel des 500 E verweist. Für die Studenten sicherlich gut fürs Studium und zum Sammeln von Erfahrungen. Ich frage mich nur, warum es ein 500 E sein muss. Auch privatunis müssen Kosten sparen. Geht es nicht auch mit günstigeren Fahrzeugen?
    Und wenn es doch teurer sein soll, könnte doch der Tesla mehr Erfahrungen bringen 😉

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