Hybrid für alle?


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Das Unternehmen Protean gibt ein großes Versprechen: Der US-amerikanische Hersteller von Radnaben-Motoren behauptet, nahezu jedes motorisierte Automobil zu einem Hybrid-Fahrzeug umbauen zu können – und nebenbei zu einem elektrischen Allrad-Gefährt. Bereits ab 2014 soll ein Modellversuch in China starten.

Derzeit existiert nur ein Fahrzeug, das mit dem System von Protean umgerüstet wurde: Der Brabus Hybrid, eine umgebaute Mercedes E-Klasse. In allen vier Rädern ist der Radnabenmotor eingebaut. Der Brabus war bereits auf der Internationalen Auto-Ausstellung (IAA) Frankfurt 2011 zu sehen, vor einem halben Jahr in den USA, beim SAE World Congress 2012, im Cobo Center, Detroit und bei der „EVS26“ im Los Angeles Convention Center. Im folgenden Video sehen Sie Aufnahmen aus Detroit.

Anfang November konnte man diesen Brabus Hybrid auch in Peking bewundern, wo sich scheinbar eine Zusammenarbeit zwischen Protean und der Region Jilin ergab, einer Provinz im Nordosten Chinas mit etwa 27,4 Millionen Einwohnern. Ab 2014 will Protean die Radnabenmotoren in einer ersten Kleinserie produzieren sowie einen Industriepark für elektrisch betriebene Fahrzeuge aufbauen, ohne dabei Details zu nennen. Schon ab 2013 sollen die ersten Prototypen der Nabenmotoren gebaut werden.

Bis zu 30 Prozent weniger Spritverbrauch und bis zu 80 Prozent Energierückgewinnung über die Bremskraft verspricht das Konzept. Die eingebauten Radnabenmotoren können also sowohl beschleunigen als auch über die Bremsen Energie zurückgewinnen. Beschleunigt das Fahrzeug mit Hilfe der elektrischen Radnaben, wird es kurzzeitig zu einem Allradler.

Blickt man auf die Homepage des Herstellers Protean Electric, sind bereits die Namen der ersten chinesischen Investoren zu sehen. Die derzeitigen Daten des Radnabenmotors:

  • 81 kW (110 PS) und 800 Nm pro Radnabenmotor
  • Gewicht eines Motors: 31 Kilogramm
  • Anpassungsfähig in jede herkömmliche 18-Zoll-Felge

Leider bleiben viele Details erst einmal unbekannt. Protean erhofft sich in China den Durchbruch, wo das Unternehmen auch vollelektrische Fahrzeuge anbieten möchte. Auf dem Nürburgring drehte eine vollelektrische Protean Mercedes E-Klasse unlängst Testrunden.

Wie viel ein Hybrid-Umbau derzeit in Europa kosten würde, ob es tatsächlich bei jedem Fahrzeug möglich wäre und ob es dabei Komplikationen mit der jeweiligen Bordelektronik geben könnte – diese Fragen kann momentan niemand beantworten. Ein interessanter Ansatz für die Zukunft der Elektromobilität ist es allemal.

Ein kurzes Interview mit Protean Firmenchef Bob Purcell:

5 Antworten zu “Hybrid für alle?

  1. PML Flightlink hatte bereits vor Jahren mit ihren – sie hießen glaub ich – HypaDrive ein tendenziell identisches Konzept im Rennen. Wurde damals in den Mini QED Prototypen verbaut und auch Volvo wollte damit was auf die Beine stellen.

    Elektrische Radnabenmotoren werden seit Ewigkeiten in eher industriellen Bereichen eingesetzt, wo es auf die ungefederte Masse nicht ganz so ankommt: Minen, Bahn, …

    Je höher die ungefederte Masse, desto unkomfortabler dürfte das Fahrerlebnis werden. Allerdings wären Kosten/Nutzen gegeneinander aufzurechnen, wenn zwar einerseits der Komfort litte, andererseits aber dadurch komplett neue Konzepte möglich würden (Wegfall aller möglicher Peripherie wie Bremskreislauf, Diffs, Antriebe, Kardan, Getriebe, …).

  2. Viel Glück Protean!
    Rad-Naben-Motoren gibt es zwar schon lange, aber seit den Anfängen kenne ich keiner der dort weiter gemacht macht.
    Wie Helmut schon sagt, dass vor ca. 20Jahren es da schon einige Leute es gab, die dies angeboten haben, so war es vermutlich einfach zu früh der Zeit.
    Vor 20 Jahren war China auch nicht #1, oder 😉 okay vllt sind sie noch nicht ganz #1, aber ehrlich Sie haben die USA mit ihren Devisen in der Hand, geben die all Ihre Dollars auf den Markt wäre das der Zusammenbruch für USA und für sehr viele Menschen auf der Welt, für China indirekt auch, die müssen Ihr Land stärker von den anderen Ländern machen, dann könnten die die USA weiter diktieren oder … .
    Gut, China ist sicher jetzt der beste Ort um dies auszuprobieren, die wachsende Umweltverschmutzung im Straßenverkehr damit entgegen zukommen.
    Und wenn es dann so einfach zusammen zu bauen sein soll wie Protean sagt, wird es für die old economy Autoindustrie sehr sehr schwer werden.
    Warum macht unsere Autoindustrie nicht mit?

  3. Leider wird es immer wieder still um die Radmotoren. So hatte Lorinser mit Easybrid an einem Smart eine Nachrüstung mit 17″ Rädern gezeigt. Es hätte mir gefallen meine Alukugel (Audi A2) so aufzurüsten und die 10 Km ins Büro elektrisch zu fahren. Den Benzinmotor hätte ich dann nur noch gebraucht wenns weiter weg geht oder wenn es mich friert.

  4. Darauf warte ich schon seit 20 Jahren!
    Schade nur, dass die Radnabenmotoren (noch?) nur in 18-Zoll-Felgen passen, das schränkt die Verwendungsmöglichkeiten doch ziemlich heftig ein. Kleinwagen fallen schon mal komplett raus. Wieviele Autos haben denn 18er? 10%?
    Ausserdem sollte man bedenken, dass man, wie auch Christian angemerkt hat, die ungefederten Massen nicht ignorieren darf und deshalb die extremen Niederquerschnittsreifen, die heute so gerne gefahren werden, hier nicht besonders sinnvoll sind. Hier muss eben wieder der Reifen einen Teil der Federungsarbeit übernehmen.
    Also: je kleiner der Radnabenmotor, desto breiter die Einsatzmöglichkeiten!

    Ausserdem muss ich aber grade mal (schon wieder!) grübeln, was denn mit den anderen Anbietern von Radnabenmotoren passiert ist… ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass vor ca. 10 – 15 Jahren schon nicht nur Einer Umrüstsätze angeboten hatte…

  5. Weiss jemand eine Quelle für Informationen wie sich diese 30kg ungefederte Masse auswirken? Ich dachte immer Radnabenmotoren wären auf Grund dieser ungefederte Masse nicht wirklich sinnvoll …

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