Türkischer E-Protoyp mit 500 km Reichweite


Ein Forschungsprojekt der Universität Istanbul zeigt: 500 Kilometer Reichweite sind mit herkömmlicher Batterietechnologie möglich.

Ein Forschungsprojekt der Universität Istanbul zeigt: 500 Kilometer Reichweite sind mit herkömmlicher Batterietechnologie möglich. (Foto: Universität Istanbul)

Das E-Fahrzeug T-1 entstand im Rahmen eines Forschungsprojektes von Studenten der Universität Istanbul und könnte die E-Mobilität entscheidend voranbringen. Es ist besonders leicht gebaut und wiegt nur 500 kg. Ist extremer Leichtbau die Lösung des Reichweitenproblems der Elektromobilität?

Nach 18 Monaten Entwicklung und etwa 200.000 Euro Entwicklungskosten war es am 15. September soweit: Der Prototyp T-1 setzte sich in Istanbul in Bewegung und hatte eine Strecke von etwa 2500 km quer durch die Türkei vor sich. Dabei ging es den Studenten und Entwicklern der Uni Istanbul scheinbar gar nicht um die Reichweite. Sie wollten vielmehr demonstrieren, dass es deutlich günstiger ist, mit einem elektrischen Auto zu fahren als mit einem herkömmlichen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.

Denn: Kraftstoff ist in der Türkei beinahe ein Luxusgut. Sprit kostet dort mehr als in Deutschland (derzeit umgerechnet 1,71 Euro je Liter Benzin in Istanbul), bei einem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Einkommen deutlich unter deutschem Niveau: etwa 8650 Euro – zum Vergleich Deutschland: 39.900 Euro. Viele Türken leisten sich trotz ihres niedrigen Einkommens ein eigenes Fahrzeug. Sie sind darauf angewiesen, weil der öffentliche Nahverkehr häufig schlecht ausgebaut ist.

Die Demonstration der Studenten war preislich beeindruckend. Sie fuhren die 2500 km über Ankara, Samsun, Trabzon, Erzurum, Diyarbakır, Gaziantep, sind derzeit in Kayseri und stellen fest: Nur alle 500 Kilometer muss der Prototyp an die Steckdose. Innerhalb von vier Stunden ist die 30 kWh-Batterie des T-1 wieder aufgeladen. Die Stromkosten für 2500 km: Etwa 13,50 Euro (Strompreis in der Türkei). Durchschnittliche Spritkosten für die Strecke, bei einem durchschnittlichen Verbrauch von sieben Liter Benzin je 100 Kilometer: rund 300 Euro – eine deutliche Differenz.

„Auch bei Regen – einwandfrei“

Die Elektrotechnik-Studentin Tuba Güven ist Teil des 25-köpfigen T-1-Teams. „Wir starteten die elektrische Türkei-Tour, nachdem wir mit dem T-1 einen Forschungspreis der Tübitak (Staatliches Wissenschafts- und Technologie-Zentrum, Anm. der Red.) gewonnen haben, an dem Forschungsteams von 30 Universitäten teilnahmen“, sagt Güven. Schon die erste Etappe sei kein Problem gewesen: Von Istanbul nach Ankara sind es 436 km. Der T-1 schaffte die Strecke locker mit einer Batterieladung.

Sicherlich trägt auch die geringe Leistung des T-1 zum niedrigen Verbrauch bei. Serdar Zurnaci, ein weiterer Student aus der Forschungsgruppe, beziffert sie mit 12-13 PS. „Unsere Fahrer hatten nie das Gefühl, irgendjemanden aufzuhalten. Die Beschleunigung reichte vollkommen aus, um im Verkehr mitzuschwimmen“, sagte Zurnaci und fügte hinzu: „Auch bei Regen funktioniert der T-1 einwandfrei.“

Daten und Fakten

Der T-1 ist nur 1,20 Meter hoch, bietet Platz für 3 Personen und hat sehr schmale Reifen und verdeckte Radhäuser an den Hinterreifen, was für weniger Wind- und Rollwiderstand sorgt. Das Fahrzeug ist aus besonders leichten Komposit-Materialien wie Karbon und Aramid gebaut. Die Batterie hat eine Kapazität von 30 kWh. Spitzengeschwindigkeit: 120 km/h.

Das Uni-Forschungsteam befindet sich nun auf etwa halber Strecke. Es will weitere 2500 km zurücklegen und wieder in Istanbul ankommen. Mehr Informationen über die Türkei-Tour des T-1 finden Sie auf der englischen Homepage des Projektes.

5 Antworten zu “Türkischer E-Protoyp mit 500 km Reichweite

  1. Und wieder ein „Protoyp “ bzw „Studie“…
    Warum muss man immer wieder das Rad neu erfinden? Vor über 100 Jahren waren schon elektrische Reichweiten von über 300 km möglich (ohne Litium-etc.etc.Zeug…).
    Mein Pedelec mit den ach so tollen liIonAkkus hatte trotz bester Behandlung nach 1,5 Jahren nicht mal mehr die Hälfte seiner Reichweite gehabt, der neue Akku fängt nach einem Jahr auch schon wieder das Schwächeln an… für fast 300Euro! Wenn ich mich mit der Elektronik ein klein bisschen besser auskennen würde, würd ich auf z.B. BleiGel umrüsten…

    Im Jahre 1900 waren in New York weit mehr e-Fahrzeuge unterwegs als Verbrenner. Bis die ErdölLobby kam…
    Vor einigen Jahren hat ein Student seinen Käfer in Kanada auf E umgerüstet…

    ElektroAntrieb ist WESENTLICH günstiger zu bauen als Verbrenner.
    Das, was uns vorgesetzt wird, ist GEPLANT als nicht konkurrenzfähig mit Verbrennern!

  2. Auf der Website steht, dass das Auto 1200mm hoch ist, nicht lang. Lang ist es 4000mm und breit 1750mm. Das sind schon bessere Maße. Mit 1,2m Länge 120km/h schnell, das wäre Selbstmord, selbst in einer Carbonschüssel.
    Genaugenommen zeigen die Studenten nichts neues. Alles weglassen und leicht durch Faserverbundstoffe, da ist jedes Auto effizient. Die Kunst ist doch alle (Crash)Normen zu erfüllen, alle Luxuswünsche bedienen zu können und trotzdem leicht und effizient zu sein.
    Nichts desto Trotz ist es schön, mit so einen schmalen Budget ein fahrendes Auto zu entwickeln und bauen.

  3. Hura. das ist doch mal genau das Datenpaket auf das wir uns für die Zukunft bei E- PKW’s einstellen müssen. Mitschwimmen, sparsam aber nicht langweilig, leicht und finanzierbar für jeden. Denn der Mensch möchte ja nur schneller als ein Fußgänger von A nach B kommen und da reichen 120 km/h doch völlig aus.

    Hier wird eutlich, dass die Automobilindustrie keine Rechte mehr an Subventionen hat und sich gefälligst aus ihren horrenden Gewinnen finanzieren muss, die sie mit den immer wieder gigantischen Protzfahrzeugen mit Verbrennungsmotor erzielen. Tun sie es nicht, verschwinden sie eben vom Markt. Mich stört es nicht, wenn mein E- Mobil „Ankara T1“ heißt und aus der Türkei kommt. Ich nehme auch eines aus Syrien oder Chile. Indien ist ja auch ganz gut auf Zack.

    Viel Erfolg den Studenten auch weiterhin und die Bitte: Kurz am Ende der Tour nochmal einen Bericht hier einstellen.
    Fragen zu Details spar ich mir. Das können ja die anderen Kommentatoren hier machen.
    Danke

  4. Um gleich die Frage in der Überschrift zu beantworten: NEIN!
    Die Masse eines Elektroautos hat kaum Einfluss, aber dagegen der Luftwiderstand sehr viel!.
    Die Reifen müssen natürlich entsprechend schmal und hart aufgepumpt sein, dann hat die Masse keinen Einfluss.

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