Großes Interesse an Formel E


Am vergangenen Wochenende startete fast still und heimlich die bereits dritte Saison der Formel E. Sie könnte bald deutlich an Popularität gewinnen. Denn seit dieser Saison fährt neben Audi und Renault auch Jaguar mit. Weitere namhafte deutsche Autohersteller interessieren sich für den Einstieg.

Leise, schnell, familienfreundlich. And the winner is: Formel E.

Leise, schnell, familienfreundlich. And the winner is: Formel E.

Zwei Jahre lang durchlebte die elektrische Formel E ein Nischendasein. Sie gilt als familienfreundliches Spektakel, das keine Probleme hat, die Lizenz für Stadtrennen zu erhalten, weil sie so leise und umweltfreundlich ist. Die Popularität könnte aber in den nächsten Jahren deutlich steigen. Denn jetzt klopfen die großen Namen an: Porsche, Mercedes, BMW und Nissan interessieren sich dafür, einen elektrischen Rennstall anzumelden. Einige Hersteller haben ihre Teilnahme mit einem eigenen Team bereits beschlossen, wie Mercedes oder BMW ab 2018.

Jaguar fährt zur aktuellen Saison bereits mit. „In der Formel E herrscht Pionierstimmung“, sagt Mayk Wienkötter, Leiter der  Produktkommunikation bei Jaguar. Der anstehende Wettbewerb bedeutet für ihn Fortschritt. Alle Hersteller wollen in der Rennserie siegen. Aber zusätzlich haben sie ein großes Ziel: Sie wollen das Wissen, das sie unter elektrischen Rennbedingungen erlangen, später beim Bau von Serienautos nutzen, um für die elektromobile Zukunft gewappnet zu sein. „Wir werden sämtliche Erkenntnisse heraussaugen“, sagt Wienkötter. Er deutet an, dass Jaguar „in naher Zukunft“ auch mithilfe dieser Erkenntnisse mehrere Serienfahrzeuge elektrifizieren möchte, zu einem großen Teil als Plug-in-Hybrid, ohne dabei Konkretes zu sagen.

„Batterietechnologie hat größtes Entwicklungspotential“

Renault und Audi fahren bereits seit 2014 mit, also seit der Premiere der Formel E. Bis zur aktuellen Saison waren die Fahrzeuge vollkommen einheitlich. Alle Teams hatten denselben E-Motor von Renault und dasselbe Chassis von Dallara. Seit der aktuellen Saison hat sich das ein wenig gewandelt. Und die Änderungen befeuern den Wettbewerb. Die Teams dürfen nun Motor, Kühlung und Getriebe nach eigenen Vorstellungen entwickeln. „Das ist eine große Gestaltungsfreiheit, auch wenn das größte Entwicklungspotential in den Batterien liegt“, sagt Wienkötter. Das aktuelle, gedeckelte Jahresbudget der Formel-E-Teams liegt bei etwa 3,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: Einen Rennstall in der Formel 1 zu betreiben, kostet etwa 300 bis 400 Millionen Euro.

Aber auch bei Motoren, Antrieb und Kühlung sind durchaus Verbesserungen möglich. Stefan Moser, Leiter der Motorsportkommunikation bei Audi, sagt: „Zum Saisonstart in Hong Kong konnten wir erstmals mit einer Batterieladung zwei Drittel des Rennens absolvieren. Das wäre in der ersten Saison noch nicht möglich gewesen. Da mussten wir nach dem halben Rennen das Auto wechseln.“ Moser bezieht sich damit auf die Tatsache, dass die Kapazität der etwa 200 Kilogramm schweren Batterien gleich geblieben ist, bei etwa 28 kWh, die restlichen Komponenten sich aber weiterentwickelt haben und energieffizienter arbeiten.

Wenn in naher Zukunft die Kapazität der Lithium-Ionen-Batterie steigt und die einzelnen Komponenten noch effizienter werden, können die Formel-E-Autos wahrscheinlich die komplette Renndistanz mit einer Batterieladung zurücklegen, was noch zuschauerfreundlicher wäre. Aber noch verfügt die Formel E über diese eine Besonderheit: Da die Lithium-Ionen-Einheiten eben nicht über die komplette Renndistanz Energie liefern können, wechseln die Teams einfach das Fahrzeug, irgendwann während des Rennens.

Ganz neue Zuschauer

Abgesehen vom Technologietransfer, den alle Hersteller herbeisehnen, hat die Formel E einen zweiten, schier unbezahlbaren Vorteil, von dem Marketing-Experten nur träumen können. Denn die Formel E fährt mitten in der Stadt, im Gegensatz zur Formel 1, deren Rennstrecken häufig irgendwo außerhalb der Städte liegen. „Sie erreichen mit der Formel E ein ganz neues Milieu – junge, urbane Familien, die mit ihren kleinen Kindern an der Rennstrecke sitzen, die vielleicht gar nicht so motorsportinteressiert sind, aber trotzdem aus Neugier zuschauen. Das ist genau die Zielgruppe, die sich in naher Zukunft für E-Mobilität interessieren wird“, sagt Moser von Audi. Eine Zielgruppe, die sonst über traditionelles Marketing nur schwer erreichbar sei, sagt Wienkötter von Jaguar.

Daten der Formel-E-Fahrzeuge laut Veranstalter:

  • Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h (durch FIA abgeregelt)
  • Beschleunigung: (0 auf 100 km/h): 2,9 Sek
  • Maximalleistung im Qualifying-Modus: 200 kW (272 PS)
  • Leistung im Rennmodus: 170 kW (231 PS)
  • Batterie: Lithium-Ionen-Akkumulator
  • Batterie-Kapazität: 28 kWh (entspricht in etwa der  Energiemenge aus drei Litern Benzin)
  • Antrieb: Heckantrieb
  • Motorumdrehungen pro Minute: über 19.000
  • Drehmoment: über 150 Nm
  • Maximale Längsbeschleunigung: 3,5 G
  • Maximale Bremsverzögerung: 3 G
  • Bremstemperatur: 500 bis 800 Grad Celsius

So verlief der Formel-E-Auftakt zur dritten Saison in Hong Kong:

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